Individualpsychologie

Individualpsychologie nach Alfred Adler

Die Individualpsychologie nach Alfred Adler zählt zu den humanistischen Therapieverfahren und betrachtet den Menschen als soziales Wesen, das nach Überwindung von Minderwertigkeitsgefühlen und Erreichung eines Lebenszieles strebt. Adler entwickelte seine Theorie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, doch seine Ideen sind auch heute noch von Bedeutung. In diesem Blogbeitrag möchte ich daher genauer auf die Grundlagen der Adler Psychologie eingehen und aufzeigen, wie sie auch in der heutigen Zeit zur Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann.

Grundlagen der Individualpsychologie

Grundlage der Individualpsychologie ist die Auffassung, dass die menschliche Persönlichkeit nicht allein durch die Gene oder die Umwelt determiniert wird, sondern dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich aktiv mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen und sein Leben selbst zu gestalten. Dabei spielt das soziale Umfeld eine wichtige Rolle, da es dem Individuum sowohl Unterstützung als auch Hindernisse bieten kann.

Positives Menschenbild

Adler betonte in seiner Theorie das positive Menschenbild und die Wichtigkeit von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Er glaubte, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, sein Leben aktiv zu gestalten und sich selbst zu verwirklichen, wenn er sich selbst als wertvoll und bedeutend empfindet. Somit ist die Individualpsychologie auch eine positive Psychologie, die darauf abzielt, das Wohlbefinden und die Selbstentfaltung des Individuums zu fördern.

Ablehnung von Traumata

Adler lehnte den Determinismus ab und unterschied sich damit von Ansichts Freud. Er lehnte jedoch nicht die Existenz von Traumata ab, sondern betonte vielmehr, dass es darauf ankommt, wie das Individuum mit diesen Traumata umgeht. Er glaubte, dass es möglich ist, durch eine positive Einstellung und den Glauben an die eigene Fähigkeit zur Selbstentfaltung auch schwierige Erfahrungen zu überwinden und gestärkt daraus hervorzugehen. Somit geht es bei der Individualpsychologie nicht um die Vermeidung von Traumata, sondern um die Bewältigung und den Umgang mit ihnen.

Zukunftsbezogenheit

Die Individualpsychologie nach Alfred Adler ist stark zukunftsbezogen und positiv ausgerichtet. Adler glaubte, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, sein Leben selbst zu gestalten und glücklich zu sein, wenn er sich seiner Potenziale und Ziele bewusst ist.

Ein wichtiger Grundsatz der Individualpsychologie ist Adlers Aussage „Unglück ist selbstgewählt“. Damit meinte er, dass das Individuum selbst dafür verantwortlich ist, ob es unglücklich ist oder nicht. Adler betonte die Bedeutung der persönlichen Einstellung und des Selbstbewusstseins. Wer sich als Opfer seiner Umstände betrachtet, wird wahrscheinlich unglücklich sein, während eine positive Einstellung und Selbstvertrauen dazu beitragen können, ein erfülltes Leben zu führen.

Adler glaubte auch, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, glücklich zu sein, wenn er seine persönlichen Ziele und Werte verfolgt. Es geht darum, das eigene Potenzial zu entfalten und ein sinnvolles Leben zu führen. Dabei ist es wichtig, sich selbst und seine Umwelt zu akzeptieren und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.

Problementstehung

Lauft Alfred Adler sind alle menschlichen Probleme zwischenmenschliche Beziehungsprobleme. Jedes Problem kann nur entstehen, wenn mindestens zwei Personen beteiligt sind.

Die zwischenmenschlichen Beziehungsprobleme sind laut Adler die Grundlage für Konkurrenzdenken und Minderwertigkeitsgefühle. Minderwertigkeitsgefühle sieht Adler nicht als schlecht an sondern als typisch menschliches empfinden das im besten Fall zu Wachstum führt.

Hingegen wird es problematisch, wenn aus Minderwertigkeitsgefühle, Minderwertigkeitskomplexe entstehen. Eine Form des Minderwertigkeitskomplexes ist unter anderem der Überlegenheitskomplex. So versuchen Menschen sich mit Autoritäten zu verbinden, um sich überlegen zu fühlen und die eigene Minderwertigkeit zu kompensieren. Ein klassisches Beispiel dafür sind Markenklamotten oder ein dickes Auto.

Befreiung vom Wunsch nach Bestätigung

Nach Adler geht es darum, sich von dem Wunsch nach Bestätigung durch andere zu befreien. Stattdessen soll man sich auf seine eigenen Fähigkeiten und Ziele konzentrieren. Denn wer nur darauf aus ist, von anderen anerkannt zu werden, wird nie wirklich zufrieden sein. Es geht darum, sich selbst als wertvoll und wichtig anzusehen und seine eigenen Stärken zu nutzen, um ein erfülltes Leben zu führen.

Abweisen von Aufgaben der anderen

In der Individualpsychologie von Adler führt das Abweisen von Aufgaben der anderen zu Konflikten, da es das Vertrauen und die Beziehung zwischen den Beteiligten beeinträchtigt

Adler betont, dass in einer gesunden sozialen Beziehung weder Lob noch Strafe notwendig sind, da die Beziehung auf einer gleichberechtigten und horizontalen Ebene stattfindet. Hier geht es darum, dass die beteiligten Personen sich gegenseitig unterstützen und zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Wenn jemand jedoch Aufgaben ablehnt, kann dies zu einer vertikalen Beziehung führen, in der eine Person als überlegen und die andere als unterlegen angesehen wird. Dies kann zu Spannungen und Konflikten führen.

Ein wichtiger Aspekt der Individualpsychologie ist die Förderung horizontaler Beziehungen und die Betonung der Dankbarkeit. Adler glaubt, dass die soziale Integration und Zusammenarbeit auf gegenseitiger Dankbarkeit und Wertschätzung basieren sollten. Wenn Menschen in der Lage sind, Aufgaben von anderen anzunehmen und sich gegenseitig zu unterstützen, kann dies zu einer positiven sozialen Integration führen und die Beziehungen zwischen den beteiligten Personen stärken.

Individualpsychologie Buchtipp

Das Buch Du musst nicht von allen gemocht werden* von Ichiro Kishimi und Fumitake Koga basiert auf der Adler Psychologie und zeigt auf, wie man die Erwartungen anderer hinter sich lassen und ein erfülltes Leben führen kann. Anhand eines fiktiven Dialogs zwischen einem Schüler und einem Philosophen werden die Grundlagen der Adler Psychologie und ihre Anwendung im Alltag erläutert.

Der Leser erfährt, wie er seine eigenen Bedürfnisse und Ziele erkennen und verfolgen kann, ohne sich von der Meinung anderer abhängig zu machen. Das Buch bietet einen interessanten Ansatz zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Überwindung von Minderwertigkeitsgefühlen. Es regt dazu an, über das eigene Denken und Handeln nachzudenken und sich von negativen Gedankenmustern zu lösen.

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